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Adeline Rittershaus (1867–1924)

Eine Barmer Frau erkämpft sich eine akademische Laufbahn

Adeline Rittershaus wurde am 29. Juli 1867 in Barmen (heute Wuppertal) als Tochter des Dichters Emil Rittershaus und seiner Frau geboren. Nach einem Studium in Zürich wurde sie zu einer der ersten Islandforscherinnen und kämpfte auf dem Weg zur Habilitation gegen zahlreiche bürokratische und sexistische Widerstände. 1924 starb sie in Berlin.

Dies ist die Langfassung der Biographie, die auf wupperfrauen.de zu finden ist.

Kindheit und Jugend

Elise Adeline Rittershaus wurde am 29. Juli 1867 in Barmen als jüngstes von sieben Kindern geboren.1 Die Eltern, der westfälische Dichter und Kaufmann Emil Rittershaus und seine Ehefrau Julie Hedwig, feierten in ihrem Haus in der Beckmannshofstr. 22,2 viele Feste und scharten Literaten um sich. Das genaue Wohnhaus ist heute nicht mehr feststellbar, vermutlich steht es nicht mehr. Die Beckmannshofstraße wurde 1897 zu Ehren des Vaters in „Emil-Rittershaus-Straße“ umbenannt.3

Quelle: Das Blatt der Hausfrau. Oesterr. Ungar. Zeitschrift für die Angelegenheiten des Haushaltes. Heft 33, XII. Jg., 1902, S. 810.

Über ihren Vater hatte Adeline Rittershaus vermutlich bereits seit frühester Jugend Zugang zu Literaturkreisen. Der mit ihm befreundete Dichter Ferdinand Freiligrath war offenbar ihr Patenonkel, wie der Titel eines seiner Gedichte, „An mein liebes Pathchen Adeline Rittershaus“, der damals 5-Jährigen gewidmet, nahelegt (Abb. 1, Strophen 1 und 2).10

Bildungswege

Grund- und Schulbildung

Zunächst besuchte sie zehn Jahre lang die „Höhere Töchterschule“ in Barmen (Abb. 2),4 wurde dann Haustochter bei ihren Eltern, währenddessen sie das „ganze Hauswesen“ erlernte, eine Gewerbeschule besuchte, einen Samariterkursus machte und ab dem 20. Lebensjahr des Sommers Wanderreisen („Fußturen“) in England unternahm. Rückblickend schrieb sie darüber: „Mit meinem vollendeten 25. Jahre durfte ich, einem alten Versprechen meiner Eltern gemäß, endlich an ein Studium denken.“5

Abb. 2: Gebäude der ehem. Höheren Töchterschule, Druckerstr. 1, Wuppertal-Unterbarmen. Foto: S.V.Krebs, 11.3.2023.

Abitur, Studium, wissenschaftlicher Werdegang

Ab 1892 bereitete sie sich im Privatunterricht auf die Maturitätsprüfung vor, die sie in Zürich ablegte, sodass sie sich Ostern 1894 an der Uni Zürich einschreiben konnte. In Deutschland wurden Frauen erst ab Beginn des 20. Jahrhunderts zum Studium, ab 1918 (in Preußen ab 1920) zum akademischen Lehramt zugelassen.6 Zwar erhielt sie einem Fakultätsbeschluss zufolge im Herbst 1894 auch die Genehmigung des Rektors, an der Universität Freiburg zu studieren – doch hätte sie dafür erneut das Maturitätsexamen bestehen müssen, so blieb sie in der Schweiz, wo sie germanische Philologie und Pädagogik, daneben Griechisch7 sowie fünf Semester Sanskrit studierte.

Am 8. März 1897, Adeline war 29 Jahre alt, starb ihr Vater, der Dichter Emil Rittershaus und folgte somit ihrer 1895 verstorbenen Mutter Julie. Emil Rittershaus wird als liebevoller Gatte und Familienvater beschrieben.8 In der Wiener Abendpost heißt es, dass Adeline Rittershaus sich um die Herausgabe seines literarischen Nachlasses kümmern werde.9

Eine fleißige und gesellige Studentin

Zudem lernte sie im Studium u.a. den Philologen Emil Ermatinger11 kennen. Ihm zufolge war sie

„eine echte Rheinländerin: brünett, lebhaft, liebenswürdig und fröhlich, dazu nicht nur von einem starken Bedürfnis für Geselligkeit, sondern auch von einem ungewöhnlichen Geschick, Gesellschaften zu veranstalten und die Leute in ungezwungener Heiterkeit zusammenzubringen. Wo sie weilte, war es nie langweilig. Sie wußte den Schweigsamsten gesprächig, den Steifsten beweglich zu machen.“13

Emil Ermatinger: Richte des Lebens. Geschichte einer Jugend. Frauenfeld, Leipzig: Huber & Co Aktiengesellschaft 1943, S. 287.

Ermatinger kannte Rittershaus vom Theaterspielen, denn in Zürich bildete sich eine Art Theaterkombo um die Studenten Adeline Rittershaus und Alexander Ehrenfeld herum, die anlässlich eines Kostümfests aus dem Lesezirkel Hottingen in der Manier von Gottfried Kellers Die Leute von Seldwyla in der Sommerau zusammengefunden hatten.14 Die beiden spielten Märchen nach – mit einem großem Erfolg, der „seine Wirkung noch weit über jenen Abend hin“15 ausübte. Ermatinger memoriert: „Ein Kreis von jungem Volk von den Hochschulen und aus der Stadt hatte sich um die beiden geschart, die ,Familie Pineiß‘ war gegründet worden […].“ In diesem losen Schauspielensemble erhielt jeder Zugehörige einen eigenen Namen sowie einen „Verwandtschafts- und Freundschaftsgrad“. „Die Familie Pineiß erwarb sich in dem engeren Kreise des Hochschullebens bald eine gewisse Berühmtheit und vermehrte sich, wie es einer gesunden Familie geziemt, auch nach dem Feste immer weiter.“16 Doch Rittershaus war auch anderweitig rührig und nahm ihre akademischen Pflichten ernst.

Von der Kand. phil. zur Dr. phil.

Kurz vor ihrer Promotion hielt sie im Mai oder Juni 1898 ihren ersten nachweisbaren Vortrag, in niederdeutscher Mundart; im Zeitungsbeitrag wird sie noch als „Fräulein Kand. phil. Adeline Rittershaus“ vorgestellt.17 Kurz darauf – aber noch im Sommersemester 1898 – wurde sie magna cum laude18 im Fach Germanistik bei Prof. Bachmann mit der Arbeit Die Ausdrücke für Gesichtsempfindungen in den altgermanischen Dialekten19 promoviert.

Ihrer Freundin Nina Peltzer in Rheydt teilt sie ihren Erfolg grußlos mit dieser minimalistischen Postkarte mit (Abb. 3a+b).

Text: „Adeline Rittershaus
Dr. phil.
(magna cum laude)“
Abb. 3a: Postkarte (Textseite) von Adeline Rittershaus an Familie Gustav Peltzer in Rhedyt, Zürich, 25.06.1898.
Signatur: Stadtbibliothek (Wuppertal); 52.3284 (Rittershaus, Adeline), alte Signatur: A3.
Foto: S. V. Krebs. Mit bestem Dank für die Genehmigung an Thomas Pilling, Stadtbibliothek Wuppertal.

Abb. 3b: Postkarte (Adressseite) von Adeline Rittershaus an Familie Gustav Peltzer in Rhedyt, Zürich, 25.06.1898.
Signatur: Stadtbibliothek (Wuppertal); 52.3284 (Rittershaus, Adeline), alte Signatur: A3.
Foto: S. V. Krebs. Mit bestem Dank für die Genehmigung an Thomas Pilling, Stadtbibliothek Wuppertal.

Prof. Albert Bachmann hatte Rittershaus geraten, dass sie sich „augenblicklich als Dame nur dann an einer Universität Zulassung erhoffen dürfte, wenn [sie] in irgend einem Spezialfach [sich] besondere Kenntnisse erwürbe“, und so widmete sie sich der Sprache und Literatur Islands.20

Forschungsreisen nach Island und Verlobung

Den Rat ihres Professors nahm sie sich zu Herzen und begab sich auf eine Reise Richtung Norden: Im Juli 1898 war sie in Kopenhagen, im August auf den Färoer-Inseln und ab September bis vermutlich Dezember 1898 dann in Island,21 wo sie isländische Märchen sammelt – und kann „somit als eine der frühesten Islandreisenden unter deutschsprachigen“ Philologinnen und Philologen gelten.22

Vor ihrer Abreise aus Island verlobte sie sich mit Thorleifur Bjarnason, Oberlehrer am Gymnasium in Reykjavik (Abb. 4).23

Abb. 4: Anzeige in: Þjóðólfur, Jg. 51, Nr. 1, 6.1.1899, S. 3: „Trúlofuð eru hér í bænum: Þorleifur H. Bjarnason adjunkt við lærda skólann og ungfrú Adeline Rittershaus, dr. í germönskum fræðum í Zürich, sú er dvaldi hér um tíma í haust. Hún er dóttir þýzka skáldsins Emils Rittershaus kaupmanns í Barmen, sem látinn er fyrir stuttu.“ Übersetzung mit Google Translate: „Hier in der Stadt verlobt: Þorleifur H. Bjarnason, Assistenzprofessorin an der gelehrten Schule, und Frau Adeline Rittershaus, Dr. in Germanistik in Zürich, blieb sie diesen Herbst für einige Zeit hier. Sie ist die Tochter des kürzlich verstorbenen deutschen Dichters Emil Rittershaus, Kaufmann in Barmen.“ Link: https://timarit.is/page/2031561#page/n2/mode/2up (Zugriff: 19.3.23).

Dort heirateten sie einige Zeit später während ihres zweiten Islandaufenthalts auch.24 Auf der Rückreise von Reykjavik nach Zürich schrieb Adeline eine weitere Postkarte an ihre Freundin Nina und deren Familie nach Rheydt, auf der Karte ist eine Ansicht Reykjaviks abgebildet (Abb. 4a+b).

Abb. 4a: Text:
„Der lieben Familie Peltzer
sendet auf der Heimfahrt nach Zürich be=
griffen Adeline Bjarnason-Rittershaus in treuer
Freundschaft innige Grüße.
/ 9. VII. [18]99.“

Postkarte von Adeline Rittershaus- an G. Peltzer in Rhedyt, Reykjavik, 09.07.1899
Stadtbibliothek (Wuppertal); 52.3284 (Rittershaus, Adeline), alte Signatur: A1
Ansichtskarte von Max Thurm, Krefeld, vmtl. Ansicht von Reykjavík
Foto: S. V. Krebs. Mit bestem Dank für die Genehmigung an Thomas Pilling, Stadtbibliothek Wuppertal.

Abb. 4b: Postkarte (Adressseite) von Adeline Rittershaus an G. Peltzer in Rhedyt, Reykjavik, 09.07.1899
Signatur: Stadtbibliothek (Wuppertal); 52.3284 (Rittershaus, Adeline), alte Signatur: A1.
Foto: S. V. Krebs. Mit bestem Dank für die Genehmigung an Thomas Pilling, Stadtbibliothek Wuppertal.

Zurück auf dem Festland ging Adeline Rittershaus-Bjarnason immer wieder auf Vortragsreisen, mit denen sie, wie sie selbst schrieb, „das zum Leben nötige Geld verdiente“.25 Zwischen Februar 1899 und März 1900 referierte sie häufiger über die „Frau Rath Goethe“26 sowie Islands „Sitten und Sagen“.2728 Sie publizierte außerdem germanistische literaturhistorische Beiträge.29 In Zeitungsnotizen zu ihren Vorträgen wird sie als „eine schlanke Gestalt mit scharf geschnittenen Zügen, sonorer, fast männlicher Stimme“ beschrieben, „ihre Sprechweise eine klare und deutliche“30, in einem anderen Bericht, im Linzer Volksblatt vom Oktober 1899, heißt es, sie sei „eine recht sympathische Erscheinung mit klangvollem, ansprechendem Organ“31

Habilitationsmühen

Rittershausen-Bjarnason und ihr Mann hofften, sich in Deutschland niederlassen zu können, und so bat sie im Januar 1900 in einem Gesuch an die Universität Bonn um die Zulassung zur Habilitation. Darüber sollte jedoch das preußische Kultusminiterium entscheiden, weshalb Rittershaus im Februar 1900 in Berlin vorstellig wurde. Im Sommer 1900 verbrachte sie wiederum 5 ½ Monate in Reykjavik,32 bevor sie Ende Oktober nach Zürich zurückkehrte, von wo aus sie sich weiter für ihre Habilitation einsetzte – in Bonn wollte man, bevor man dem Antrag stattgab, jedoch erst ihre Habilitationsschrift sehen, die sie im Juni 1901 einsandte.

Wenige Monate zuvor, am 9. Februar 1901, wurde in Zürich die gemeinsame Tochter Ingibjörg Stein Bjarnason (Künstlerin, Kosmetikerin, † 1977 in Buenos Aires)33 geboren. Kurz darauf trennten sich die Eltern, der Vater blieb in Island, die Tochter wuchs bei der Familie Rittershaus auf.34

Parallel bemühte sich die frischgebackene Mutter weiter um ihre Habilitation. Rittershaus berichtet, dass sie „aus sicherer Quelle erfuhr“, dass in Bonn nicht ihre „wissenschaftliche Befähigung geprüft“ wurde, denn „es wurde die Frage gestellt, ob die Herren der Fakultät mit einer Dame zusammen arbeiten wollten. 14 bejahten diese Frage, 16 verneinten sie“ – somit war ihr Gesuch abgelehnt.35 Auch an der Universität in Freiburg im Breisgau war ein Habilitationsgesuch nicht erfolgsversprechend und so kehrte sie zurück nach Zürich.

In genau diese Zeit fällt auch ihre Schrift Ziele, Wege und Leistungen unserer Mädchenschulen nach Vorschlag einer Reformschule, 1901 publiziert (Abb. 5).36

Abb. 5: Titelblatt (links), Widmung (oben rechts) und Inhaltsverzeichnis (unten rechts) von Adeline Rittershaus: Ziele, Wege und Leistungen unserer Mädchenschulen nach Vorschlag einer Reformschule. Jena: Gustav Fischer 1901.

Darin erklärt sie u.a. die Frauenbildung als sinnstiftend. Radikale Forderungen nach einem selbstbestimmten Leben für Frauen finden sich in ihren Texten nicht, dafür behutsame Argumente für den Ausbau der Mädchenbildung.

„Ist nun auf der einen Seite die Frauenbewegung, wie die Statistik lehrt, durch die äußere Lebensnot hervorgerufen worden, so ist auf der anderen Seite auch ein innerer Grund für sie vorhanden. Wie die Verhältnisse des Hauses in den letzten Jahrzehnten sich gestaltet haben, fehlt für eine große Anzahl von Frauen, die durch materielle Versorgung vor der äußeren Lebensnot geschützt sind, ein ihr Leben ausfüllender Pflichtenkreis und damit der Lebensreiz, der einzig dem Leben wahren Wert zu verleihen vermag. Sie haben nicht das befriedigende Bewußtsein, in dem ihnen zur Verfügung stehenden kleinen oder großen Kreise einen Platz auszufüllen, wo sie in der freien Entfaltung aller ihrer Kräfte durch die dadurch gesteigerten Lebensgefühle wirkliches Lebensglück finden können, sondern sie kranken an der Erkenntnis, eigentlich überflüssig zu sein, keine Lebensnotwendigkeit zu besitzen. Sie werden im Leben der Eltern oder Verwandten nebenbei mit verbraucht, aber sie leben niemals ihr eigenes, volles Leben.“

Adeline Rittershaus: Ziele, Wege und Leistungen unserer Mädchenschulen nach Vorschlag einer Reformschule. Jena: Gustav Fischer 1901, S. 4-5.

Die Lösung für die Sinnfrage sieht Rittershaus im Zugang zu Bildung und einem gestalteten Leben und sie unterbreitet schließlich ein Konzept für Reformschulen für Mädchen, um den Mangel zu beheben.

Ihre auf Island gesammelten Erkenntnisse und Märchen publizierte sie 1902 in der Arbeit Die neuisländischen Volksmärchen. Ein Beitrag zur vergleichenden Märchenforschung,37 die breit rezipiert wurde.

Abb. 6: Titelblatt (links) und Widmung (rechts) von Adeline Rittershaus: Die neuisländischen Volksmärchen. Ein Beitrag zur vergleichenden Märchenforschung. Halle a. S.: Max Niemeyer 1902.

Mit dieser Schrift wollte sie sich im Sommer 1901 habilitieren,38 doch das Verfahren zog sich hin, da nach § 132 des Unterrichtsgesetzes nur „wissenschaftlich gebildete Männer“ Privatdozenten werden sollten.39 Am 11.1.1902 hielt sie einen Probevortrag über die Frage: „Wo sind die Eddalieder entstanden?“, am 28.1.1902 erhielt sie trotz Widerständen als zweite Frau an der Universität Zürich überhaupt40 die Venia Legendi (Lehrbefugnis) – in Deutschland war das erst ab 1920 möglich –41 und sprach kurz darauf vor einer „vielhundertköpfigen Menge“42 in ihrer Antrittsvorlesung über „Die erste Entdeckung Amerikas ums Jahr 1000 nach den isländischen Berichten“.43

Leben und Wirken in Zürich

Mittlerweile hatte sie wieder ihren Mädchennamen angenommen und wohnte mit ihrer Tochter in Zürich, wo sie offenbar mehrmals monatlich einen weiten Kreis von „Gelehrten, Künstlern und Studenten in ihrem Hause“ versammelte, bewirtete und wo Vorträge gehalten, „gesungen, rezitiert und diskutiert“ wurde.44

1902 gründete sie die Familienpension „Oberland“ in der Ebelstr. 29 am Dolderpark in Zürich und heiratete 1904 den Architekten Theodor Oberländer. Sie schmiedeten Pläne, ein Land-Erziehungsheim für Kinder jeden Alters zu gründen.

In Helene Stöckers Zeitschrift „Mutterschutz“ inserierte sie 1906 dazu unter dem Titel „Ersatz des Elternhauses“ gemeinsam mit ihrem Mann Theodor Oberländer eine Annonce, worin sie „zu den eig.[enen] Kindern einige gleichaltr.[ige] Knaben und Mädchen (vorl. v[on] 1–7 Jahr.) zur Miterzieh.[ung] aufzunehm.[en]“ suchen, Adresse: Im Oberland, Hofstr. 128, Zürich.45

Abb. 7: Annonce für die Pension „Im Oberland“ in: Mutterschutz 6 (1906), S. [254].

Zwischen 1914 und 1917 schaltete sie mindestens 38 Anzeigen für ihre Pension, meist in der Neuen Zürcher Zeitung.47

Lehrveranstaltungen

An der Universität Zürich vertrat Adeline Rittershaus zunächst den Bereich der alt- und neuisländischen Sprache und Literatur, seit 1905 schließlich alle skandinavischen Sprachen und Literaturen, besonders die neuere skandinavische Literatur, „ein Gebiet, auf dem sie an der Universität Zürich als Pionierin gelten kann.“ (Glauser/Fühmann S. 46)

An der Universität Zürich hielt sie folgende Lehrveranstaltungen: SoSe 1905: Björnson und Ibsen; SoSe 1909: (Oberländer-Rittershaus): Dänisch-norwegische Literatur im 19. Jahrhundert.48; SoSe 1910 (Oberländer-Rittershaus): Henrik Ibsen49; Wintersemester 1910/11 (Oberländer-Rittershaus): Eddalieder u. Prosaedda; Björnstjerne Björnson 1.; SoSe 1911: (Oberländer-Rittershaus): Bilder a.[us] d.[er] modern.[en] schwed.[ischen] Lit.[eratur] 2.50 Seit 1914 war sie wegen eines Herzleidens häufiger vom Lehrdienst beurlaubt.51; SoSe 1915: (Oberländer-Rittershaus): Henrik Ibsen 1;52 SoSe 1916: (Oberländer-Rittershaus): Neuisländ.[isch] Elem.[entar]-Kurs 2;53 Wintersemester 1916/17: (Oberländer-Rittershaus): Einführung ins Neuisländische 2; August Stringberg 1;54 SoSe 1917: (Rittershaus): V.[on] d.[er] Gyllembourg b.[is] z.[u] Lagerlöf 2.55

Ihre finanzielle Lage war schlecht.56

Quelle: UAZ AB.1.0800: Adeline Rittershaus. Franz Schmelhaus, Zürich – https://mobile.cmistar.ch/webclients/uzh/#/content/a179d53dfb3a4f3f843eafdc91761262; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Adeline_Rittershaus#/media/Datei:(UAZ)_AB.1.0800_Rittershaus.tif [Zugriff: 4.4.2023]

Eine rufschädigende zweite Scheidung

Sie erlitt drei schwere Schwangerschaften und Totgeburten, bekam kein weiteres Kind – in der Folge und aufgrund finanzieller Sorgen folgte vermutlich 1916, eventuell auch bereits 1913, die Trennung von Oberland.58 Adeline Rittershaus nahm wieder ihren Mädchennamen an, obwohl die Scheidung erst 1919 rechtskräftig wurde. In diesem Zuge benannte sie auch die Pension um:

Abb. 8: Annonce in NZZ 395, 13.3.1916, Nr. 2, S. 2, via: https://www.e-newspaperarchives.ch.
„Meine vor 14 Jahren von mir gegründ. Familienpension, die ich nach altnordischem Vorbilde ,Im Oberland‘ genannt hatte, heißt von jetzt an Pension Rittershaus.“ (12. u 13.3.1916, NZZ 391 Nr. 3, S. 2 u. 395, Nr. 2, S. 2)

Nicht ohne Stolz teilte sie in der Annonce (Abb. 8) ihren akademischen Titel sowie ihre Position – „Privatdozent“, wofür sie lange gekämpft hatte – mit.

1917 wurde sie Patentante ihrer Großnichte, der späteren Kommunikationswissenschaftlerin Elisabeth Noelle-Neumann.57

Ihre zweite Scheidung beschädigte ihr Ansehen, sodass auf Fakultätssitzungen darüber beraten wurde, ob ihr aufgrund der Scheidung die Erneuerung ihrer Lehrerlaubnis versagt werden solle.59 Da einem Gutachten von Prof. Bachmann zufolge allerdings nichts an ihrer Qualifikation auszusetzen war, schrieb Adelines alter Studienfreund Emil Ermatinger, mittlerweile Professor und Dekan der Philosophischen Fakultät, an die Erziehungsdirektion und teilte mit, „dass diese moralischjuristische Seite der Frage nicht“ die Sache der Fakultät „sei und dass sie es lediglich mit der Prüfung der wissenschaftlichen Tätigkeit der Gesuchstellerin zu tun habe.“60

Ermatinger scheint später von seinem fachlichen Urteil abgerückt zu sein. Der ehemalige Theaterfreund von Rittershaus sah in seinen Jugenderinnerungen von 1943, inzwischen wegen seiner allzu großen Nähe zu den deutschen Nationalsozialisten unangenehm aufgefallen,61 das Frauenstudium grundsätzlich kritisch und schrieb über Rittershaus im Speziellen von einem „Mißverhältnis zwischen Wollen und Können“; sie besäße zwar „einen starken Ehrgeiz […] ihre Begabung aber war nicht überdurchschnittlich“.62 Offenbar missfiel ihm auch das „äußerlich Frauenrechtlerische und Fordernde“ an ihr.63

Die altnordischen Frauen

In ihrer letzten Monographie, Altnordische Frauen (1917), befasst sich Rittershaus mit der altisländischen Sagaliteratur des 13. und 14. Jahrhunderts und vergleicht das darin gezeichnete Frauenbild mit der Situation von Frauen in Deutschland. Wegen ihrer eher konservativen Deutung wird das Werk mittlerweile geteilt beurteilt.64

Durch ihre (Neu-)Verheiratungen trat sie unter verschiedenen Nachnamen auf, zunächst unter Rittershaus, ab 1899 unter Rittershaus-Bjarnason, ab 1901 unter Rittershaus, ab 1904 unter Oberländer-Rittershaus und ab 1917 wieder unter Rittershaus.

Krankheit und Tod

Mittlerweile plagten sie gesundheitliche Probleme so sehr, dass Rittershaus ihr Kolleg im Dezember 1918 abbrach und im Mai 1920 die Universität Zürich endgültig um die Entlassung aus ihrem Lehrkörper bat. Für ihre Ausreise aus der Schweiz mag auch soziale Ächtung eine Rolle gespielt haben – der Ton gegenüber Ausländern wurde rauer, der Erste Weltkrieg veränderte auch die Schweizer Gesellschaft.65 Im August 1920 befand sie sich auf Amrun – eventuell für eine Kur – und zog danach zu ihrer Tochter nach Berlin. Am 6. September 1924 starb sie an einem Herzschlag in Berlin.

Sophia Victoria Krebs, 4.6.2023


1StA Wuppertal-Barmen, Geburtenregistereintrag Nr. 1682/1867. Auskunft in einer E-Mail von Julia Schmidt, Stadtarchiv Wuppertal, Zentrum für Stadtgeschichte und Industriekultur, an Claudia Müller, 31. Januar 2023 um 12:08:25 MEZ.

2Adreß-Buch der Stadt Barmen für das Jahr 1875. Hrsg. auf Grund amtlicher Aufnahme von den Stadt-Verw.-Secretairen Stöcker, Hartnack, Baecker. Barmen: Friedrich Staats [1875], S. 271: Rittershaus Emil, […], Beckmannshofstr. 22 (!); S. 28: (Hausnummer) 22: Rittershaus, Generalagent; Greeff, Kaufmann.

3Wolfgang Stock: Wuppertaler Straßennamen – ihre Herkunft und Bedeutung. Essen-Werden: Thales 2002, S. 112: 15.6.1897: Umbenennung Emil-Rittershaus-Str.

4Zu der Zeit existierte eine „Höhere Töchternschule“ in der Druckerstr. 1 in Unterbarmen. (Siehe Adreß-Buch der Stadt Barmen für das Jahr 1875. Hrsg. auf Grund amtlicher Aufnahme von den Stadt-Verw.-Secretairen Stöcker, Hartnack, Baecker. Barmen: Friedrich Staats [1875], S. 12.)

5Adeline Rittershaus: „Kann eine Frau in Deutschland Privatdozentin werden?“ In: Frauencorrespondenz Nr. 39–40, 11. und 14.2.1902, hier: 39 (11.2.1902). https://www.ni.hu-berlin.de/de/projekte/adeline-rittershaus/dateien/frauencorrespondenz-nr-39-kann-eine-frau-teil-1.pdf

6Vgl. Karin Hausen: Warum Männer Frauen zur Wissenschaft nicht zulassen wollten. In: Karin Hausen, Helga Nowotny (Hrsg.): Wie männlich ist die Wissenschaft? Frankfurt am Main 1986, S. 31–40.

7 In Griechisch wurde sie 1897 geprüft.

8Johannes Proelß: Emil Rittershaus. Ein Nachruf. In: Die Gartenlaube 14 (1897), S. 226–228.

9„Die Herausgabe des literarischen Nachlasses [von Emil Rittershaus] besorgt Rittershaus’ jüngste Tochter Adeline“; Wiener Abendpost. (Beilage zur Wiener Zeitung) 182 (11. August 1898), S. 3.

10Ferdinand Freiligrath: An mein liebes Pathchen Adeline Rittershaus. Mit einem Paketchen. März 1872. In: Ferdinand Freiligrath: Neue Gedichte. Stuttgart: Cotta 1877, S. 252–254.

11Emil Ermatinger (1873 in Schaffhausen – 1953 in Zürich), bis 1897 Kommilitone von Rittershaus, 1897-1909 Gymnasiallehrer in Winterthur, seit 1912 a.o. Prof. für deutsche Literaturgeschichte, seit 1920 Ordinarius an der Uni Zürich. Gottfried-Keller-Forscher, für einige Zeit Schweizer Stargermanist, später wegen seiner ,völkischen‘ Literaturgeschichtsschreibung kritisch bewertet (vgl. unten, Anm. 17).

12Emil Ermatinger: Richte des Lebens. Geschichte einer Jugend. Frauenfeld, Leipzig: Huber & Co Aktiengesellschaft 1943, S. 287.

13Ebd. – Ermatinger beschreibt weiter: „Sie hatte in einem der neuen Häuser am Römerhof eine kleine Wohnung gemietet, in der sie durch Bilder, Erinnerungsstücke, Decken allerart die gleichgültige Kühle der möblierten Zimmer zu beleben und in eine warme Atmosphäre persönlicher Behaglichkeit zu verwandeln verstanden hatte. Hier kamen wir oft zum Tee oder abends zusammen, oft war ich auch allein bei ihr. Aber um zehn Uhr schickte sie jeden unweigerlich fort; denn sie verband mit der Stellung der Studentin, was ja damals, vor allem in den bürgerlichen Kreisen in Deutschland, soviel wie Freiheit der Lebensführung bedeutete, einen ausgesprochenen Sinn für das Schickliche, auch im Begriffe des Konventionellen. Sie war darum auch immer gleich bereit, die Nachlässigen oder Unerfahrenen zurechtzuweisen, wenn etwa einer nicht sauber rasiert zu ihr kam oder die Krawatte nachlässig umgebunden hatte. Das schien nun doch ein Widerspruch in ihr und deutete darauf hin, daß sie das Studium nicht aus dem innern Drang nach Erkenntnis und Wissen ergriffen hatte, sondern – sie war ein halbes Dutzend Jahre älter als wir – in dem Wunsche des alternden Mädchens, mit ihren Gaben zu wirken und sich eine Stellung zu erringen.“ Ebd., S. 287 ff.

14Vgl. Emil Ermatinger: Richte des Lebens. Geschichte einer Jugend. Frauenfeld, Leipzig: Huber & Co Aktiengesellschaft 1943, S. 287.

15Ebd., S. 289.

16Ebd..

17Beitrag in NZZ 166 (17. Juni 1898, S. 5): Vortrag bei der „letzten Monatssitzung der ,Gesellschaft für deutsche Sprache‘, ,Mundartenabend‘,. „Fräulein Kand. phil. Adeline Rittershaus eröffnete die Reihe der Vorlesenden. Sie brachte das litteraturgeschichtlich bekannte Anke von Tharauw (Aennchen von Tharau) des Simon Dach, zwei Stückchen aus Fritz Reuters ,Läuschen und Rimels‘, ein humoristisches Gedicht in Wupperthaler Mundart – die uns als rheinisch-westfälischer Mischdialekt erschien – und das köstliche Märchen vom Wettlauf zwischen Hasen und Igel auf der Buxtehuder Haide „De Has und de Swinegel“ aus der Brüder Grimmschen Sammlung zu Gehört. Namentlich die Vorlesung des letztgenannten Stückes gelang Frl. Rittershaus ganz trefflich.“ Quelle: https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ18980617-01.2.19&srpos=24&e=–––-de-20–21–img-txIN-%22adeline+rittershaus%22–––-0––-

18„Zürich. An den drei Universitäten der deutschen Schweiz studirten im Sommersemester 1897/8 335 Frauen, davon in Zürich allein 194 unter 404 Studierenden. Von diesen studierten 124 (davon 6 Oesterreicherinnen) Medicin. – Fräulein Adeline Rittershaus, die Tochter des bekannten, früh verstorbenen Wupperthaler Dichter Emil Rittershaus, hat das Doctorexamen magna cum laude bestanden. Das junge Fräulein Doctor studierte Germanistik“; Frauen-Werke 1898, Heft 10, S. 7; Quelle: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=fwe&datum=1898&page=55&size=45&qid=L01IT95FVKRVIBCDS2ML8OR3JL31IN

191899 gedruckt; Digitalisat: https://archive.org/details/DieAusdruckeFurGesichtsempfRitter/page/n7/mode/2up

20Adeline Rittershaus: „Kann eine Frau in Deutschland Privatdozentin werden?“ In: Frauencorrespondenz Nr. 40, 14.2.1902. Quelle: https://www.ni.hu-berlin.de/de/projekte/adeline-rittershaus/dateien/frauencorrespondenz-nr-40-kann-eine-frau-teil-2.pdf

21Ebd.

22Lukas Rösli: Frauenrechte und Skandinavistik In: Jürg Glauser [Hrsg.]: 50 Jahre Skandinavistik in der Schweiz. (= Beiträge zur Nordischen Philologie, Band 64), Tübingen 2019, S. 20–24, hier: S. 20.

23Anzeige in: Þjóðólfur, Jg. 51, Nr. 1, 6.1.1899, S. 3: „Trúlofuð eru hér í bænum: Þorleifur H. Bjarnason adjunkt við lærda skólann og ungfrú Adeline Rittershaus, dr. í germönskum fræðum í Zürich, sú er dvaldi hér um tíma í haust. Hún er dóttir þýzka skáldsins Emils Rittershaus kaupmanns í Barmen, sem látinn er fyrir stuttu.“ Googleübersetzung: „Hier in der Stadt engagiert: Þorleifur H. Bjarnason, Assistenzprofessorin an der gelehrten Schule, und Frau Adeline Rittershaus, Dr. in Germanistik in Zürich, blieb sie diesen Herbst für einige Zeit hier. Sie ist die Tochter des kürzlich verstorbenen deutschen Dichters Emil Rittershaus, Kaufmann in Barmen.“ Quelle: https://timarit.is/page/2031561#page/n2/mode/2up

24Adeline Rittershaus: „Kann eine Frau in Deutschland Privatdozentin werden?“ In: Frauencorrespondenz Nr. 40, 14.2.1902. https://www.ni.hu-berlin.de/de/projekte/adeline-rittershaus/dateien/frauencorrespondenz-nr-40-kann-eine-frau-teil-2.pdf

25Ebd.

26Februar 1899: Vortrag in der Gesellschaft Harmonie zu Rheydt. „Es war dies ihr erstes öffentliches Auftreten in der Heimat, und die volle reine Befriedigung ihrer gespannt lauschenden Publicums am Schluß ein schöner Erfolg des Abends.“ Quelle: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/AWX2TCN3FK74NXCHX6PXXWIIEDOCDXCP?query=%22adeline+rittershaus%22&hit=7&issuepage=9

26. Februar 1899: Koblenz, städtischer Festsaal. Siehe Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, XIV. Jg., Nr. 5 1899, Sp. 106.

29.10.1899 Linz, Vortrag im kaufmännischen Verein über „Frau Rath Goethe“ (Linzer Tages-Post 24.10.1899) Bericht darüber: (Linzer) Tages-Post 251, 1.11.1899, S. 1: „eine schlanke Gestalt mit scharf geschnittenen Zügen, sonorer, fast männlicher Stimme. […] ihre Sprechweise eine klare und deutliche“.

In einem anderen Bericht darüber, im Linzer Volksblatt Nr. 250 vom 31.10.1899, heißt es auf S. 5 über sie: „eine recht sympathische Erscheinung mit klangvollem, ansprechendem Organ“

7.12.1899, „Freimaurerloge zu den Eheren Säulen“ (Bautznerstraße), 7. 12. 1899 Quelle: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/KIAHUUZBNN2NVMUXM2K257MF5J56NDOP?query=%22adeline+rittershaus%22&hit=4&issuepage=2

27Vorträge in „Freimaurerloge zu den Eheren Säulen“ (Bautznerstraße), 8. 12. 1899 (Vortrag: „Island. Land und Leute. Sitten und Sagen.“

9. Januar 1900: Frankfurt am Main (Frankft. Ztg. 9) (Lit. Echo Bd. 2, 1900, S. 669).

30. März 1900, 8 Uhr abends im Quatermarktsaal: Vortrag über „Island, Land und Leute, Sitten und Sagen“ in der Litterarischen Gesellschaft in Köln. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/26G2PNUUCHN5T7F6DJYPYXN4YKFA76ZB?query=%22adeline+rittershaus%22&hit=8&issuepage=12

28Ende 1899/Anfang 1900 „Cyclusvorlesungen“ – Kurprogramm (Bäder): Vortrag in Wiesbaden https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/65CC3NJL7NR57JV3YCFTS2ENQX3B2AEU?query=%22adeline+rittershaus%22&hit=6&issuepage=7

29Feuilleton. Felix Mendelssohn und Johanna Kinkel. Ungedruckte Tagebuchblätter und Briefe. Mitgetheilt von Adeline Rittershaus. In: Neue Freie Presse. „Neue Freie Presse. Morgenblatt. 19.4.1900, Nr. 12806, S. 1-2“; Es ist anzunehmen, dass Rittershaus die Dokumente aus dem Nachlass ihres verstorbenen Vaters, dem Dichter Emil Rittershaus, hatte, der mit Gustav Kinkel befreundet war.

Louise, Grand Duchess of Baden. With Portrait. Adeline Rittershaus. In: Schorer’s Familienblatt, Berlin, Heft 9 (vermerkt in: American Monthly Review of Reviews, Bd. 5, 1892, S. 765.)

3029.10.1899 Linz, Vortrag im kaufmännischen Verein über „Frau Rath Goethe“ (Linzer Tages-Post 24.10.1899) Bericht darüber: (Linzer) Tages-Post 251, 1.11.1899, S. 1.

31Linzer Volksblatt Nr. 250 vom 31.10.1899, S. 5.

32Adeline Rittershaus: Die neuisländischen Volksmärchen. 1901, S. 14.

33 Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ingibj%C3%B6rg_Stein_Bjarnason

Sie wurde nach ihrer Tante, der isländischen Frauenrechtlerin Ingibjörg Hákonardóttir Bjarnason (1867–1941), benannt.

34 Der Aussage einer Nichte Adeline Rittershaus’ nach wurde die Ehe gelöst, „weil Adeline Rittershaus das Island-Klima nicht ertragen, Bjarnason sich aber nicht entschließen konnte, Island zu verlassen.“ Vgl. Mitteilung von Anni Wedekind, 1952, in: Nachlaß Familie Rittershaus, Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde, (Nordrhein-Westfälisches Personenstandsarchiv Rheinland, Brühl), Stbl. 765 (Adeline Rittershaus).“, zitiert nach Monika Hinterberger: Adeline Rittershaus-Bjarnason (1876–1924). Siehe https://web.archive.org/web/20070611161248/www.frauengeschichte.uni-bonn.de/ausstell/bios/bio051.htm [Archivversion vom 11.6.2007; Zugriff: 31.1.2023], Anm. 20.

35Adeline Rittershaus: „Kann eine Frau in Deutschland Privatdozentin werden?“ In: Frauencorrespondenz Nr. 40, 14.2.1902. https://www.ni.hu-berlin.de/de/projekte/adeline-rittershaus/dateien/frauencorrespondenz-nr-40-kann-eine-frau-teil-2.pdf

36Adeline Rittershaus: Ziele, Wege und Leistungen unserer Mädchenschulen und Vorschlag einer Reformschule. Jena: Fischer 1901. Digitalisat: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/meta-objekt/ziele-wege-und-leistungen-unserer-maedchenschulen-und-vorschlag-einer-reformschule/11664addf#?id=11664addf_1&open=1&c=&m=&s=&cv=34&xywh=-178%2C-1859%2C6249%2C7822

37Adeline Rittershaus: Die neuisländischen Volksmärchen. Ein Beitrag zur vergleichenden Märchenforschung. Halle: Max Niemeyer 1902. [Habil.]

38Vgl. Adeline Rittershaus: „Kann eine Frau in Deutschland Privatdozentin werden?“ In: Frauencorrespondenz Nr. 40, 14.2.1902. https://www.ni.hu-berlin.de/de/projekte/adeline-rittershaus/dateien/frauencorrespondenz-nr-40-kann-eine-frau-teil-2.pdf

39Vgl. Jürg Glauser, Susanna Flühmann: „Alte-Weiber-Geschichten“. In: UniZürich Magazin. Magazin der Universität Zürich Nr. 4/95, S. 48.

40„Adeline Rittershaus-Bjarnason war nach der Juristin Emilie Kempin-Spyri (1853-1901) die zweite Privatdozentin an der Universität Zürich eine weitere Habilitation einer Frau erfolgte erst 55 Jahre später“ Vgl. „Ebenso neu als kühn“ – 120 Jahre Frauenstudium an der Universität Zürich, hg. Verein Feministische Wissenschaft Schweiz, Zürich 1988, S. 166, zit. nach Monika Hinterberger (Anm. 34).

41„Sowohl Adeline Rittershaus-Bjarnason als auch Maria Gräfin von Linden waren in Preußen bis zum Ende des Kaiserreiches die einzigen Frauen überhaupt, die versucht hatten, die Lehrberechtigung an einer Universität zu erhalten. Zwar bekam Maria Gräfin von Linden aufgrund ihrer wissenschaftlichen Leistungen 1910 den Titel eines Professors zuerkannt, die Lehrbefugnis erteilte man ihr jedoch nicht. Erst Jahre später gelang es einigen Pionierinnen wie der 1907 an der Bonner Universität promovierten Archäologin Margarete Bieber, sich zu habilitieren (Universität Gießen, 1919), doch offiziell mußten in Deutschland Frauen bis 1920 warten, ehe ihnen das Recht auf Zulassung zur Habilitation gewährt wurde.“ Siehe Monika Hinterberger, Anm. 34.

42Allgemeine Zeitung, Jg. 105 (6.5.1902), S. 2. Quelle: https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085660_00097_u001/10?cq=Rittershaus

43Allgemeine Zeitung, Jg. 105 (6.5.1902), S. 2:
Das Debüt einer Privatdozentin. Unter besonderen äußeren Umständen ging vor einigen Tagen in Zürich die Antrittsvorlesung der neuen Privatdozentin Frau Rittershaus-Bjarnason, einer Tochter des deutschen Dichters Rittershaus, vor sich. Lange vor Beginn der Vorlesung war der für diese Zwecke reservierte Saal gänzlich gefüllt, und noch eine Menge Hörer harrte des Einlasses. Auf Geheiß des Rektors wurde nun in den größten Saal der Universität übergesiedelt, aber auch dieser konnte die vielhundertköpfige Menge nicht fassen. Eng zusammengepfercht saßen in den Bankreihen die Studenten und Studentinnen. Namentlich die letzteren waren in großer Anzahl erschienen; auch eine große Anzahl Fremder wohnte dem Ereignis bei. Was die Bänke nicht fassen konnten, suchte auf Stühlen und Stiegen Platz; die Thüren mußten geöffnet bleiben, und noch im Gange stauten sich die Hörer und Hörerinnen, die keinen Einlaß mehr fanden. Fast die ganze philologisch-historische Sektion der Fakultät war erschienen. Frau Dr. Rittershaus sprach fast eine Stunde über die in den altisländischen Quellen niedergelegten Zeignisse für die Entdeckung Amerikas ums Jahr 1000. Ihre interessanten Ausführungen, die von fleißigen Quellenstudien Zeignis ablegten, fanden am Schlusse lebhaften Beifall, der von den Professorenbänken ausging.“ Quelle: https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085660_00097_u001/10?cq=Rittershaus

44Zudem standen die Schriften der schwedischen Gelehrten, Reformpädagogin und Frauen- und Kinderrechtlerin Ellen Key (1849–1926) im Fokus. Vgl. Johanna Siebel: Frau Dr. phil. Adeline Rittershaus. In: Zentralblatt des Schweizerichen Gemeinnützigen Frauenvereins Bd. 12, Heft 9 (1924), S. 226–228.

45Mutterschutz, Heft 6 (1906), S. [254].

46 Quelle: https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZZ19160313-02.2.8.1&srpos=5&e=–––-de-20–1–img-txIN-%22adeline+rittershaus%22–––-0––-

47(Mind.) 38 Inserate zwischen 29.4.1914 und 31.3.1917. Beworben in NZZ, 678, 29.4.1914, S. 4; NZZ 389, 5.3.1917, S. 2, 258 (12.2.1917), 1408 (6.9.1916), 434 (12.3.1917), 330 (1.3.1916), 327 (23.2.1917), 2138 (27.12.1916); 149 (26.1.1917), 940 (13.6.1916), 1056 (2.7.1916), 622 (19.4.1916), 274 (15.2.1917), 1039 (29.6.1916); 971 (18.6.1916); 11.7.1916. 10.8.1916, 7.8.1916, 30.7.1916, 28.12.1916, 16,1,1917, 2,1.1917, 13.2.1917, 6.7.1916, 30.7.1916, 28.12.1916, 6.7.1916. 20.7.1916, 28.2.1916, 18.4.1916, 20.8.1916, 30,1,1917, 25,6,1916, 9.1.1917, 5.5.1916, 12.5.1916, 27.6.1916, 31.3.1917.

48Siehe Vorlesungschronik (für das Sommersemester 1909). In: Das literarische Echo. Halbmonatsschrift für Literaturfreunde. 11. Jg., Heft 15 (1. Mai 1909), Sp. 1117–1120, hier: 1120. (https://books.google.com/books?id=rBEOPzUHc2sC&pg=PA1119&dq=%22oberl%C3%A4nder-rittershaus%22&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwi11MGP-938AhWBEVkFHZ-zCk04FBDoAXoECA8QAg#v=onepage&q=%22oberl%C3%A4nder-rittershaus%22&f=false)

49Deutscher Universitäts-Kalender, begr. von Oberbibliothekar Prof. Dr. F. Ascherson. Hrsg. m. amtl- Unterstützung. Ausg. 77. Sommer-Semester 1910. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1910, S. 452. Im gleichen Semester lehrte auch ihr Theaterfreund Alexander Ehrenfeld.

50Oberländer-Rittershaus: Bilder a. d. modern. schwed. Lit. 2.

SoSe 1911, Uni Zürich. In: Vorlesungs-Verzeichnisse der Universitäten, Technischen und Fach-Hochschulen von Deutschland, Deutsch-Oesterreich und der Schweiz, 38. Ausgabe. München: Academischer Verlag [o.J.; 1911], S. 91.

51Monika Hinterberger (Anm. 34): „Bei ihrer Bestätigung als Privatdozentin im Sommer 1917 gab es erhebliche Schwierigkeiten. Wegen zunehmender gesundheitlicher Probleme aufgrund eines Herzleidens hatte sie sich seit 1914 häufiger beurlauben lassen müssen. Zudem war sie mit einem Scheidungsprozeß konfrontiert, der zwar in letzter Instanz vor dem Bundesgerichtshof zugunsten von Adeline Rittershaus entschieden wurde, der sie aber gesellschaftlich unter einen ungeheuren Druck setzte ,Folgen einer Logik, denen Scheidungsprozesse in der Schweiz noch bis weit in die sechziger Jahre hinein unterlagen.'“

52Deutscher Universitäts-Kalender, begr. von Oberbibliothekar Prof. Dr. F. Ascherson. Hrsg. m. amtl- Unterstützung. Ausg. 87. Sommer-Semester 1915. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1915, S. 438.

53Deutscher Universitäts-Kalender, begr. von Oberbibliothekar Prof. Dr. F. Ascherson. Hrsg. m. amtl- Unterstützung. Ausg. 89. Sommer-Semester 1916. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1916, S. 480.

54Deutscher Universitäts-Kalender, begr. von Oberbibliothekar Prof. Dr. F. Ascherson. Hrsg. m. amtl- Unterstützung. Ausg. 90. Winter-Semester 1916/17. Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1916, S. 442.

55Hochschul-Nachrichten, Heft 313/18, XXVII. Jg., Nr. 1–6, Kriegsjahr 1916/17, IX: Kriegsheft: Vorlesungswesen im Sommer-Semester 1917, 1. Teil. (Amtl.ich.) Deutsche Hochschuleinrichtungen in besetzten und verbündeten Ländern, S. 835.

56Monika Hinterberger (Anm. 34): „Ihre finanzielle Situation war angespannt, jedenfalls bat sie die Fakultät darum, aus Kostengründen nur eine beschränkte Anzahl an Pflichtexemplaren ihrer Habilitationsschrift abliefern zu müssen. Auch ein Urlaubsgesuch, das sie einreichte, um Vorträge halten zu können, auf die sie zum Bestreiten ihres Lebensunterhaltes angewiesen sei, läßt auf ihre unsichere wirtschaftliche Situation schließen.
Seit Erscheinen ihrer Habilitationsschrift 1902 vergingen 15 Jahre bis zur Veröffentlichung einer weiteren größeren Arbeit. Sie selbst begründete dies mit den sehr arbeitsintensiven Vorbereitungen ihrer Kollegien und vor allem mit einer lange andauernden schweren Krankheit.(23) Ihr Buch über „Altnordische Frauen“ (Frauenfeld und Leipzig, 1917), das sie ihrem Gesuch vom 18. April 1917 um die alle drei Jahre anstehende Erneuerung der Venia legendi beilegte, sollte das erste in einer Reihe geplanter Veröffentlichungen sein: „Da ich im Laufe der letzten Jahre für mein Kind und mich die materielle Existenz sicherstellen konnte, so darf ich auch für die nächste Zeit zwei weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen in Aussicht stellen.“

57Elisabeth Noelle-Neumann: Über den Fortschritt der Publizistikwissenschaft durch Anwendung empirischer Forschungsmethoden. Eine autobiographische Aufzeichnung. In: Arnulf Kutsch, Horst Pöttker (Hrsg.): Kommunikationswissenschaft – autobiographisch. Zur Entwicklung einer Wissenschaft in Deutschland. (= Publizistik. Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung Sonderheft 1/1997), S. 36–61, hier: S. 37.

58Die Scheidung hatte offenbar Auswirkung auf das schweizerische Bundesrecht; sie wurde unter dem Aktenzeichen Zürich, 1, AppR. 5. VII. 13, KassG. 13. X. 13 behandelt, vgl. Schweizerische Juristen-Zeitung 12 (1913), S. 187.

59Monika Hinterberger (Anm. 34): „In den Fakultätssitzungen am 19. Mai und 23. Juni 1917 war zwar die Frage aufgeworfen worden, „ob nicht etwa das gerichtliche Urteil, das über Frau Dr. Rittershaus in dem Prozesse OberländerRittershaus gefällt wurde, für die Beurteilung der Erneuerung der venia in Betracht gezogen werden sollte“.

60Monika Hinterberger (Anm. 34): „[W]eil aber die Qualifikation von Frau Rittershaus nie angezweifelt wurde und gestützt auf ein Gutachten von Professor Bachmann (23. Juni 1917), hielt der Dekan der Philosophischen Fakultät, Professor Ermatinger, in seinem Schreiben an die Erziehungsdirektion fest, die Fakultät stelle sich auf den Standpunkt, „dass diese moralischjuristische Seite der Frage nicht ihre Sache sei und dass sie es lediglich mit der Prüfung der wissenschaftlichen Tätigkeit der Gesuchstellerin zu tun habe.“

61Vgl. Marc Tribelhorn: «Verständigungsarbeit» in Hitlers Reich. In: NZZ (5.10.2020). URL: https://www.nzz.ch/schweiz/emil-ermatinger-verstaendigungsarbeit-in-hitlers-reich-ld.1579948 (Zugriff: 9.3.2023).

62Ermatinger (Anm. 14), S. 293.

63Ermatinger (Anm. 14), S. 292 f.: „Dazu kam das Mißverhältnis zwischen Wollen und Können. Sie besaß einen starken Ehrgeiz und eine nicht geringe Meinung von sich, ihre Begabung aber war nicht überdurchschnittlich. Sie mußte sich alles durch einen großen Fleiß aneignen. Vielleicht kam dieses Widersprechende in ihrem Wesen von ihrem Vater, in dessen Festgedichten ja auch der konventionelle Inhalt nicht recht zu der prächtig aufgeputzten Rhetorik der Sprache passen wollte. Jedenfalls ist daran das Leben der Tochter vor der Zeit zerbrochen. Sie ging, nachdem sie in Zürich mit einer linguistischen Dissertation ihr Doktorexamen gemacht, studienhalber nach Island, heiratete in Reykjavik einen Mittelschullehrer namens Bjarnason, dem sie eine Tochter schenkte, und nannte sich nun Rittershaus-Bjarnason. Aber das Ultima Thule war doch gar zu weit von der abendländischen Zivilisation abgelegen. Nach wenigen Jahren trennte sie sich von ihrem Manne und kehrte mit ihrem Töchterchen von der eisigen Insel in holdere Gefilde zurück. Sie tauchte wieder in Zürich auf und habilitierte sich an der Universität für Altnordisch. Immer mehr trat in dieser Zeit das äußerlich Frauenrechtlerische und Fordernde bei ihr in den Vordergrund. Ihr Büchlein über Altnordische Frauen eröffnete.“ S. 295: „Familie Pineiß trat auch am 20.12.1895 im Künstlergütli für Jakob Baechtold auf.“

64 Vgl. Glauser/Flühmann (Anm. 39), S. 48. – Vgl. dazu auch Julia Zernack: Germanin im Hauskleid. Bemerkungen zu einem Frauenideal deutscher Gelehrter. In: metis, Jg. 6, H. 12 (1997), S. 78–97.

65 Monika Hinterberger (Anm. 34): „So ist es naheliegend anzunehmen, daß gesundheitliche Gründe Adeline Rittershaus veranlaßten, am 21. Mai 1920 um Entlassung aus dem Lehrkörper der Universität Zürich zu bitten. Wenn man ihren Abschiedsbrief vom 11. Januar 1920 an den Vorsteher der Kanzlei der Universität, Herrn Rüegger, liest, war sie jedoch auch Anfeindungen ausgesetzt, die sie nicht mehr ertragen konnte. „Sie kennen ja die sehr bedauernswerten Verhältnisse, die mich zwingen, der Schweiz den Rücken zu kehren und nur mit sehr verbitterten Gefühlen an dieses Land und speziell an Zürich zurückzudenken. Ich hatte immer gehofft, daß sich schließlich doch noch ein tapferer und gerecht denkender Mann finden würde, der nach so vielen Jahren gemeiner Verleumdungen und Verfolgungen für mich eintreten würde. Es scheint ein Traum bleiben zu sollen, und so muß ich warten, bis ich durch meine ferneren Leistungen eine hoffentlich weite Öffentlichkeit aufkläre und Gerechtigkeit finde.“

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